Citazione 3 |
verso l'orientamento |
|
di Walther Streffer
sul |
Nachtigall |
|
Das Lied der Nachtigall
gehört zu den schönsten Gesängen unserer einheimischen Singvögel.
Deshalb wird dieser äußerlich unscheinbare bräunliche Vogel,
den man selten zu Gesicht bekommt, in vielen Gedichten und Liedern gerühmt.
Die Nachtigall liebt unterholzreichen Laub- und Mischwald des warmen Tieflandes.
In Süddeutschland bevorzugt sie die Auwälder des Rhein-, Neckar-
und Maintales. Sie ist auch in strauchreichen Parkanlagen und Friedhöfen
von Großstädten anzutreffen; in Berlin gibt es mehr als tausend
Brutpaare! |
Die Nachtigall kehrt Mitte April aus ihrem Winterquartier
(südlich der Sahara) zurück. Die zuerst eintreffenden Männchen
besetzen die besten Reviere und beginnen sofort zu singen. Da jedes Männchen
primär im hörbaren Bereich von Artgenossen brüten will, können
die zunächst großen Reviere durch weitere Ansiedlung von Neuankömmlingen
deutlich kleiner werden. Die Nachtigall brütet im Mai. Ihre Strophen
sind variabel, kraftvoll, schnell und melodisch; einzigartig sind die berühmten
schluchzenden Crescendo-Strophen, und der nächtliche Chorgesang ist
bewegend. Die weit verbreitete Ansicht, die Nachtigall würde nur nachts
singen, trifft jedoch nicht zu. Auch am Tage, besonders vormittags, ist
ihr weit tragender Gesang zu hören. Zur Hauptgesangszeit singt sie
zehn bis zwanzig Stunden täglich. Ihre Musikalität zeigt sich
in der Reinheit der Intervalle, der Klangfülle, im Motivreichtum wie
auch in der dynamischen Vortragskunst. So ist ihr rascher Wechsel von Tempo
und Tonhöhe unter den heimischen Singvögeln unerreicht. |
Außerdem besitzt sie die Fähigkeit zum Transponieren:
Als man zum Beispiel bei einer Nachtigall Töne ihres Vortrags in einer
anderen Tonhöhe imitierte, unterbrach sie ihr Lied und wechselte in
die Tonart, die der Imitation entsprach! |
Es ist kein Geheimnis, dass der Vogelgesang gerade
dann am schönsten ist, wenn er seine biologische Funktion nicht erfüllt.
Von dieser normalen Ebene, dem «entspannten Motivgesang»,
gibt es eine Abweichung, sobald ein männlicher Artgenosse in einem
fremden Revier singt. Beide Gesänge werden dann entweder kürzer,
lauter und härter oder, wie bei der Nachtigall, bedrohlich leise. In
jedem Fall erfährt der «erregte Kampfgesang» eine deutliche
musikalische Reduzierung. Und wenn eine Nachtigall oder Amsel
in spielerisch-kompositorischer Weise gewissermaßen über sich
hinauswächst, so kann man das als «sphärischen Gesang»
bezeichnen. Diese von mir vorgetragene Hypothese stützt sich auf zahlreiche
Phänomene, die in der Natur wahrzunehmen sind. Das Gesangsverhalten
der Nachtigall gibt uns dazu noch einen bedeutsamen Hinweis. Benachbarte
Nachtigallmännchen singen meistens im Wechsel, wobei sie den Beginn
jeder Gesangsphase genau abstimmen. |
Nach einer wissenschaftlichen Studie gibt es drei Sängertypen:
1. Die meisten Männchen sind inserter (Alternierer, Einfüger),
sie beginnen ungefähr eine Sekunde, nachdem ein Nachbar seinen Gesang
beendet hat, selber zu singen; 2. andere werden als overlappers (Überlapper)
bezeichnet, weil sie ihren Nachbarn in die Strophen singen, als müssten
sie deren Signale übertönen oder darin einstimmen. Schließlich
gibt es noch die autonomous singers (autonome Sänger), die nur
nach ihrem eigenen Schema singen und benachbarten Männchen keine Beachtung
schenken. Die Nachtigallen spiegeln in ihrer individuellen Entwicklung gleichsam
die drei oben erwähnten Ebenen gesangsbegabter Singvogelarten. Darüber
hinaus scheinen einzelne Individuen ihr Rollenverhalten, saisonal fortschreitend,
in Richtung autonomer Sänger verändern zu können, was einen
gewissen individuellen Freiraum im biologisch-musikalischen Bereich unterstreicht. |
|
da »a
tempo « mai|2011; p.16 |
|
verso l'orientamento |