Citazione 5 |
verso l'orientamento |
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di Rudolf Steiner
sul |
Tonintervalle |
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Wir sind noch weit entfernt von diesem Gefühle, dass
wir durch jeden Ton wie durch ein Fenster aus der sinnlichen Welt in die
spirituelle Welt hineinsteigen können. Aber dies wird kommen. Wir werden
den Ton empfinden wie eine Öffnung, welche die Götter gemacht
haben aus der jenseits von uns liegenden spirituellen Welt in diese physisch-sinnliche
Welt hinein, und wir werden hineinsteigen durch den Ton aus der physisch-sinnlichen
Welt in die spirituelle Welt. Wir werden zum Beispiel durch eine Prim,
die wir absolut empfinden, nicht etwa in Anlehnung an frühere Töne
der Tonskala, erfühlen, wie wir hineinsteigen aus der Sinnenwelt in
die spirituelle Welt, und zwar auf eine gefahrvolle Weise. Die Gefahr liegt
darinnen, dass dieses Heinsteigen uns droht ganz gefangenzunehmen, dass
uns die Prim wie mit furchtbarer Saugekraft durch das Fenster des Tones
holen will, uns ganz verschwinden lassen will in der spirituellen Welt.
Wir werden empfinden, wenn wir also die Prim als eine Absolute empfinden,
dass wir spirituell noch zu schwach sind in der physisch-sinnlichen Welt
und dass wir aufgesogen werden von der spirituellen Welt, wenn wir durch
dieses Fenster gestiegen sind. Das wird die moralische Empfindung sein,
die wir haben können beim Aufsteigen in die spirituelle Welt durch
die Prim. Aber das charakterisiere ich jetzt nur so einfach, das wird eine
ganz differenzierte, unendlich mannigfaltige Einzelheiten in sich enthaltende
Empfindung sein, die wir da erleben. |
Wenn wir dann durch die Sekund wie durch ein Fenster
hineinsteigen aus der physischen Welt in die spirituelle Welt, werden wir
empfinden so, wie wenn es drüben in der geistig-spirituellen Welt Mächte
gäbe, die sich gleichsam unserer Schwachheit erbarmen, die sagen: Nun
ja, du warst schwach in dieser physisch-sinnlichen Welt! Wenn du nur durch
die Prim hineinsteigst in die geistige Welt, so muss ich dich auflösen,
muss dich aufsaugen, muss dich zersplittern oder zerschellen. Wenn du aber
durch die Sekund hereinsteigst, will ich dir etwas entgegenbringen aus der
geistigen Welt und dich erinnern an etwas, was auch drüben ist. - Das
Eigentümliche ist, wenn wir durch die Sekund aus der physischen in
die spirituelle Welt hineinsteigen, als ob eine Summe von Tönen, eine
Anzahl von Tönen uns entgegentönte, die einen in Empfang nehmen.
In eine völlig stumme Welt tritt man ein, wenn man durch die absolute
Prim eintritt in die spirituelle Welt. In eine Welt, in der, wenn man so
hinhört, leise verschieden hohe Töne erklingen, die einen trösten
wollen über die Schwachheit, kommt man, wenn man durch die Sekund eindringt.
So aber muss man eindringen, wie man natürlich nicht eindringen darf
durch ein Fenster in ein physisch-sinnliches Haus, denn da würde einen
die Eigentümerin sonderbar anschauen, wenn man durch das Fenster einträte
und das ganze Fenster mitnähme. In der geistigen Welt muss man das
aber tun, muss die Töne mitnehmen und, mit ihnen identifiziert, ganz
drüben leben in dem Jenseits des Häutchens, das uns von der physisch-sinnlichen
Welt trennt, in dem eben die Fenster vorzustellen sind, welche die Töne
sind. |
Wenn man durch die Terz in die geistige Welt eingeht,
so wird man das Gefühl einer starken, einer stärkeren Schwäche
noch haben. Wenn man so die spirituelle Welt betritt, wird man fühlen,
dass man eigentlich recht schwach war in der physisch-sinnlichen Welt in
bezug auf deren spirituellen Inhalt. Aber man wird in bezug auf die Terz
- man ist ja Ton geworden, man ist jetzt selber Terz geworden - fühlen,
dass da drüben Freunde sind, die nicht selber Terzen sind, die aber
herankommen, je nachdem man in der physisch-sinnlichen Welt beschaffen war.
Während es bei dem Eindringen durch die Sekunde wie ein leises Erklingen
vieler Töne ist, in denen man so im allgemeinen lebt, wenn man durch
sie eindringt, werden einem durch die Terz entgegenkommen gleichsam befreundete
Töne. Diejenigen, die Komponistinnen werden wollen, werden insbesondere
durch die Terz eindringen müssen, denn da werden sich ergeben die Tonfolgen,
Tonkompositionen, welche anregen werden ihr künstlerisches Schaffen.
Nicht immer dieselben Tonfreunde werden einem entgegenkommen, sondern ihre
Art wird davon abhängen, wie man in der Stimmung, im Erleben, im Temperamente,
kurz in der ganzen Verfassung des Lebens war, wenn man also durch die Terz
in das geistige Leben eintritt: eine unendliche Mannigfaltigkeit der Tonwelt
wird sich da ergeben. |
Dringt man durch die Quart in die geistige Welt
ein, dann wird man eine merkwürdige Erfahrung machen: die Erfahrung,
dass jetzt allerdings von keiner Seite andere Töne auftauchen, dass
aber dasjenige, was schon aufgetaucht ist, was man durch die Erfahrungen
mit der Terz durchgemacht hat, in leicht kommenden Erinnerungen in der Seele
lebt. Und man wird finden, indem man so weiterlebt mit seinen Tonerinnerungen,
wenn man eingedrungen ist durch die Quart in die sprituelle Welt, dass sie
bald sich entwickeln zu hellster Helligkeit und Heiterkeit, bald sich herabstimmen
zur äussersten Traurigkeit, bald sonnig hell, bald traurig untertauchend
bis zur Grabesruhe. Das Temperieren der Stimme, das Hinauf- und Hinuntergehen
des Tones, kurz, der Verlauf in der Stimmung eines Tonwerkes wird sich ergeben
durch diesen Weg, durch diese Tonerinnerungen. |
Die Quint wird mehr subjektive Erfahrungen und
Erlebnisse ergeben, sie wird anregend, bereichernd auf das seelische Erleben
wirken. Sie wird gleichsam wie ein Zauberstab wirken, der die Geheimnisse
der Tonwelt drüben aus unergründlichen Tiefen hervorzaubert. |
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a Dornach,
1 gennaio 1915 (da «GA
291»; p.104ss.) |
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