Die autonome Aufmerksamkeit ist formfrei, d.h.
nicht im voraus geformt; daher kann sie alle Formen vorübergehend
annehmen, sich mit allen identifizieren und sich aus der angenommenen Form
wieder lösen, um sich einem anderen Objekt zuzuwenden. Die geformten
Gebilde sind verständlicherweise nicht erkennend, eben weil sie schon
bleibend geformt, festgelegt sind. Aus Egoität kann nichts erkannt
werden; jedes Erkennen ist selbstlos, oder es ist keines. Selbstsucht und
Erkennen sind Gegensätze: wenn man sich sucht, kann man nicht
das zu Erkennende suchen. |
Auch für das Schaffen von neuen Formen, für
das Schaffen überhaupt, sind vorgebildete Formen nicht brauchbar: Neues
kann nur aus Formfreien entstehen. Zum wirklichen Sprechen [oder Singen]
- in dem Neues gesagt [oder gesungen] wird - gehört das wortlose [oder
tonlose] Konzipieren-Können dieses Neuen, - dann wird es in eine Wort-Sprache
[oder einen Gesang] gegossen - es ist noch gießbar, noch nicht fest
-. Was schon geformt ist, spricht [oder singt] nicht; es sei denn, daß
ein Verstehen, ein Verstehender das Geformte, einen geschriebenen Text [oder
eine Partitur] z.B., wieder in die flüssige Phase hebt: nur auf diese
Weise »wortet« es und kann verstanden werden. Die Improvisation
wurde als die schöpferische, Neues schaffende Gebärde erkannt.
Diese Gebärde steht diametral den unterbewußten Formen, den Assoziationen,
dem Gewohnheitsmäßigen gegenüber. [...] |